Die Sänger sprechen öffentlich über ihre Depressionen

Eine Krankheit, die für viele nicht sichtbar ist, aber nicht unterschätzt werden sollte: Depressionen. Auch einige Sänger und Sängerinnen haben sie.

In Deutschland leiden schätzungsweise 5 Prozent der Bevölkerung an Depressionen. Darunter sind auch einige bekannte Sänger und Sängerinnen, die offen darüber reden.
Quelle: IMAGO / HalfPoint Images

In Deutschland leiden schätzungsweise 5 Prozent der Bevölkerung an Depressionen. Dabei handelt es sich um eine psychische Störung, die sich in vielfältigen Symptomen zeigt. Typische Anzeichen können beispielsweise ausdauernde Stimmungstiefs, eine Blockade von Aktivität und Gedanken, der Verlust von Interessen sowie eine Reihe von körperlichen Problemen wie Schlaflosigkeit, Essstörungen und Schmerz sein. Oftmals tragen Betroffene Suizidgedanken. Die psychische Erkrankung ist leider nicht sichtbar und wird noch immer nicht von allen ernst genommen. Es gibt aber einige Stars, die ihre Erfahrungen mit der Welt teilen und dafür sorgen, dass die ernst zu nehmende Krankheit nicht einfach totgeschwiegen wird. In diesem Artikel zeigen wir dir Sänger und Sängerinnen, die öffentlich über ihre Depressionen reden und Erkrankten damit Mut machen, dass sie sich dafür keinesfalls schämen müssen!

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Wincent Weiss spricht offen über seine Depression.
Quelle: IMAGO / HMB-Media

#1 Wincent Weiss

So kennen wir Wincent Weiss normalerweise wie auf dem Bild: Lachend und fröhlich. Der Sänger ist schließlich seit fast zehn Jahren nicht mehr aus dem Musikbusiness wegzudenken. 2021 offenbarte er allerdings in einem Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news, dass er mit Depressionen zu kämpfen hatte. „Ich hatte keinen Ausschlag mehr in die positive und keinen mehr in die negative Richtung. Ich habe mich zu dieser Zeit sehr gleichgültig gefühlt“, erinnert sich der heute 31-Jährige an die dunkle Phase in seinem Leben. „Ich habe das nie ernst genommen, bis es mich dann aus den Schuhen gerissen hat“, führt er fort. Erst als seine Mutter zu ihm meinte, dass sie ihren Sohn „nicht wiedererkennt“, habe er sich Hilfe gesucht. „Es sollte kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke sein“, gibt der Popstar seinen Fans noch mit auf den Weg. Die Musik habe ihm geholfen, seine Depressionen zu verarbeiten.

Doch wie hat der restliche Teil seiner Familie auf die Krankheit reagiert?

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Wincent Weiss verrät: Seine Großeltern schämten sich!

Auch wenn der Großteil seiner Familie ganz offen und rücksichtsvoll mit seiner Erkrankung umgegangen ist, so reagierten vor allem seine Großeltern nicht wie erhofft auf sein Outing. Im Interview mit RTL offenbart er, dass diese sich sogar für ihn schämten: „Warum redest du darüber? Das ist voll peinlich für die Familie“, hieß es hier. Allein dieser Umgang mit seiner Depressionen bestärkte ihn aber weiterhin darin, transparent mit dem Thema umzugehen: „Ich finde es sehr schade, dass es immer so ein Tabuthema war. Sogar bei meinen Großeltern. Es muss Menschen geben, die öffentlich darüber reden, damit es kein Tabuthema mehr ist“, fordert er und fügt hinzu: „Ich bin halt ich und ich möchte alles, was ich mache, was mich bewegt, nach außen widerspiegeln. Nur so bin ich erfolgreich geworden, dass ich authentisch bin.“

Auch der folgende Sänger machte seine Erkrankung öffentlich:

Joey Heindle litt an Depressionen.
Quelle: IMAGO / HOFER

#2 Joey Heindle

Nach seiner Teilnahme bei „Deutschland sucht den Superstar“ war Joey Heindle ein gefragter Promi. Schnell zog es ihn von der Bühne ins RealityTV, wo er beispielsweise mit gerade einmal 19 Jahren zum Dschungelkönig bei „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ gekrönt wurde. Die ganzen Jahre im Showbusiness haben offenbar Spuren hinterlassen. Denn der charismatische Künstler litt ebenfalls an Depressionen. Wie auch zuvor schon Wincent Weiss wurde er von seiner Familie darauf aufmerksam gemacht, dass er sich verändert hat. „Depressionen können einen echt auffressen und schachmatt setzen, aber du lernst daraus und versuchst damit umzugehen“, erklärt der heute 31-Jährige im Gespräch mit Meine Schlagerwelt über seine Leidenszeit. Er rät Betroffenen, dass sie sich nicht vor einem Tapetenwechsel scheuen sollen und beachten sollten, dass sie sich in einem Umfeld bewegen, in dem sie sich wohlfühlen. Denn in dieser Zeit zog es ihn zu seiner Freundin Ramona Elsener in die Schweiz. Dort absolvierte er während dieser Phase eine Ausbildung zum Rettungssanitäter.

Der folgende Musiker dürfte vielleicht einer älteren Generation noch ein Begriff sein:

Joachim Witt spricht öffentlich über seine psychische Erkrankung.
Quelle: IMAGO / Future Image

#3 Joachim Witt

In den 80er Jahren war er ein gefeierter Star: Mit seinem Track „Der goldene Reiter“ sorgte Joachim Witt damals für einen absoluten Ohrwurm. Noch heute ist er der Musik treu geblieben. In einem Interview mit der Morgenpost resigniert er über seine frühe Karriere: „Das ausufernde Leben habe ich Anfang der 80er Jahre nicht wirklich gesucht, was auch damit zusammenhing, dass ich zwischen 1976 und 1980 unter Panikattacken und Depressionen litt.“ Viel lieber habe er seine Zeit alleine in einem 200-Seelen-Dorf verbracht und die Gedanken schweifen lassen, ehe er in seiner Frau und seinen Kindern seinen Seelenfrieden fand. Denn seine Karriere ist bis heute eine reine Achterbahnfahrt der Gefühle und Emotionen. 

Auch die folgende Sängerin macht nicht länger ein Geheimnis aus ihrem Depressionsleiden:

Lena Meyer-Landrut machte im Frühjahr 2024 ihre Depressionen publik.
Quelle: IMAGO / Eventpress

#4 Lena Meyer-Landrut

Eigentlich kennen wir Lena Meyer-Landrut als ziemlich aufgedrehte und aufgeschlossene Persönlichkeit. Doch anscheinend ist dem nicht immer so. Im Frühjahr 2024 offenbarte die Sängerin in ihrer YouTube-Doku „Making Loyal“ ein dunkles Kapitel aus ihrem Leben. „Für mich ist der Crash sozusagen mein Depressions-Rückfall im Dezember. Der Crash ist das Negative, dass ich damit gegen die Wand gefahren bin. Und dann steige ich aus und befreie mich davon“, erklärt Lena eine Darstellung aus ihrem Musikvideo zu ihrem Song „Love to Myself“. Mitte Dezember 2023 fand sie dafür noch kryptische Zeilen auf Instagram: „Der November und der Dezember hängen schwer über mir. Alles grau und dunkel und dieses Jahr überträgt sich das doll auf mich und ich bekomme es auf allen Ebenen zu spüren. Auf der Suche nach mir, um mich in diesem dunkeln Gerüst aus Schneeregen wieder zu finden.“ Wieder ein Beispiel dafür, dass die Krankheit Depression kein Gesicht hat.

Und auch dieser Schlagerstar hat öffentlich über seine Depressionen ausgepackt: 

Howard Carpendale packte ebenfalls über seine Depression aus.
Quelle: IMAGO / mix1

#5 Howard Carpendale

2023 offenbarte der Schlagerstar im in Harald Schmidts Podcast namens Raus aus der Depression über seine psychische Erkrankung, die sich nach dem zwischenzeitlichen Ende seiner Karriere Mitte der 2000er Jahre entwickelte. „Ich kannte das Wort Depression kaum. Ich war ein Alpha-Tier in meinem Leben. Das konnte mir nicht passieren“, erinnert sich der Sänger an die neue Phase in seinem Leben zurück. Anfangs sei es ihm schwergefallen, sich die Erkrankung einzugestehen und sie anzunehmen. Eines Heiligabends klopfte es an seine Tür: „Und da stand mein erster Sohn Wayne. Er war extra aus Deutschland zu mir geflogen. [...] Wir haben an diesem Heiligabend viel gesprochen und er sagte: ‚Ich gehe hier nicht weg, bis du mitkommst.‘ Ein unglaublicher Moment für mich. […] Es war unfassbar, was mein Sohn Wayne da getan hat.“ Denn sein Ältester sorgte dafür, dass er sich Hilfe holt und brachte ihn in eine Klinik. Dort verbrachte Howard Carpendale drei Monate. „Die Gespräche in der Klinik mit vielen Menschen haben mir sehr geholfen, die Stimme in meinem Kopf ein bisschen zur Ruhe zu bringen“, gesteht er sich dann irgendwann ein.

Achtung: Wer aktuell selbst gerade akut depressiv ist, sollte lieber jetzt abbrechen!

Die Depressionen eines begabten Künstlers endeten abrupt durch Suizid:

Chester Bennington von Linkin Park nahm sich 2017 das Leben. Zuvor hatte der Sänger jahrelang mit Depressionen zu kämpfen.
Quelle: IMAGO / ZUMA Wire

#6 Chester Bennington

Er war einer der gefeiertsten Rockbands der 2000er Jahre und sein Erfolg wäre noch lange nicht vorbei gewesen, wenn man sich anguckt, wie viele Fans Chester Bennington hatte. Jedoch machte der Musiker keinen Hehl daraus, mit inneren Dämonen zu kämpfen. Als Kind soll er von einem Freund seiner Eltern missbraucht und in der Schule gemobbt worden sein. Als Folge hatte er mit Suchtproblemen und Depressionen zu kämpfen. „Mein ganzes Leben lange habe ich mich immer ein bisschen unwohl gefühlt. Immer wieder finde ich mich in diesen Verhaltens,- oder Denkmustern – insbesondere, wenn ich hier oben [in meinem Kopf] hängen bleibe. Ich erkläre das wie eine schlechte Gegend, in der ich nicht alleine rumlaufen sollte“, berichtete der Sänger einst im Interview mit Music Choice. Am 20. Juli 2017 folgte dann der große Schock: Chester Bennington entschied sich für den Freitod. Kurz vor seines Suizids erklärte er der BILD seine düsteren Gedanken: „Ich hatte einfach die Schnauze voll von der Welt. Ich wollte nichts mehr machen, wollte niemanden sehen. Einmal habe ich meinem Therapeuten gesagt, dass ich nichts mehr hören kann. Ich war sogar soweit zu sagen, dass ich kein Mensch mehr sein wollte.“ 

Hinweis: Wer Suizidgedanken hat, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Hilfe bietet außerdem die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222 erreichbar. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich zudem auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

Anscheinend ist es für Musiker*innen Fluch und Segen zugleich, ihren Traum leben zu können:

Eine Studie belegt, dass Musiker*innen ein erhöhtes Risiko für Depressionen haben.
Quelle: IMAGO / Panthermedia

Studie belegt: Musiker*innen haben ein erhöhtes Risiko, an Depressionen zu erkranken

Ein wenig hätte man es auch ahnen können, aber nun kann es auch belegt werden. Eine internationale wissenschaftliche Studie, in die auch Forscher*innen des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik aus Frankfurt involviert waren, kam zu dem Ergebnis, dass es bei Personen, die Musik machen, zu einem geringfügig gesteigerten Risiko für depressive Zustände sowie bipolare Störungen kommt. Der erkennbare Zusammenhang ist offenbar darauf zurückzuführen, dass sowohl die psychische Gesundheit als auch das musikalische Engagement gleichermaßen von denselben genetischen Faktoren beeinflusst werden. Allerdings betonen die Wissenschaftler*innen, dass die Studie keinen Hinweis darauf liefert, dass das Spielen von Musik psychische Erkrankungen auslöst oder umgekehrt eine Depression die Musikalität fördert. Also nicht gleich in Panik verfallen, solltest du selbst musizieren!

Leidest du selbst an Depressionen? Es gibt einige Möglichkeiten, wie dir geholfen werden kann. Hier findest du alle nötigen Informationen, wie du dir Hilfe suchen kannst.

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